Geschichten, Menschen, unsere Welt. WELLI - Das junge Online-Magazin der Südtiroler Bauernjugend. Entdecke das, was in uns steckt.
Ehrenamt ist Leidenschaft
Ob in Musikkapellen, in Sportvereinen, bei Rettungs-, karitativen oder religiösen Vereinen: Zehntausende Menschen engagieren sich in Südtirol im Ehrenamt, darunter auch viele Bäuerinnen und Bauern. Allen Freiwilligen möchten der Südtiroler Bauernbund und die bäuerlichen Organisationen am Tag des Ehrenamtes DANKE sagen – und zugleich die Politik ermutigen, Vereine noch mehr zu unterstützen.

Das Ehrenamt hat in Südtirol einen hohen Stellenwert. Rund ein Drittel der Südtirolerinnen und Südtiroler sind im Ehrenamt aktiv und damit italienweit an der Spitze. Es sind aber nicht nur diese beeindruckenden Zahlen, die das Ehrenamt so wertvoll machen, sondern auch die gesellschaftlichen Leistungen, die die vielen Ehrenamtlichen tagtäglich erbringen. „Was wären unsere Dörfer und Städte ohne Musikkapelle und Chor, Feuerwehr, Bildungsausschuss oder Sportverein? Vereine machen unsere Orte lebenswert und attraktiv“, unterstreicht Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. Feuerwehren, Weißes Kreuz und andere Rettungsdienste helfen zudem in Notsituationen. Ohne diese vielen Freiwilligen würden die Kosten für die Öffentlichkeit beträchtlich steigen.
Vom Vereinsleben profitieren aber auch die Ehrenamtlichen selbst, die in den vielen verschiedenen Vereinen und Organisationen ihrer Leidenschaft nachgehen können. „Das Ehrenamt ist für mich eine persönliche Bereicherung, man gibt viel, bekommt aber auch viel zurück,“ ist Landesbäuerin Antonia Egger überzeugt. Sie ist schon ihr Leben lang ehrenamtlich tätig. „Das Ehrenamt ist für die Allgemeinheit unbezahlbar. Durch die gemeinsame Tätigkeit von Menschen wird das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander gestärkt und es entstehen neue Freundschaften“, findet auch die Landespräsidentin der Seniorenvereinigung Theresia Agreiter Larcher.
Bäuerinnen und Bauern sind besonders häufig ehrenamtlich aktiv – in nichtbäuerlichen Vereinen genauso wie in bäuerlichen. In der Südtiroler Bauernjugend wirken über 1.400 Funktionärinnen und Funktionäre in 151 Ortsgruppen. „Das Ehrenamt ist besonders für junge Menschen eine Bereicherung, denn sie können sich leidenschaftlich für den Erhalt von Kultur und Brauchtum unserer Heimat, für lebendige Dörfer und die Pflege der Landschaft einsetzen. Dabei lernen sie für die Zukunft, Verantwortung zu übernehmen“, erklärt SBJ-Landesleiterin Angelika Springeth.
Rund 1.000 Ehrenamtliche sind als Funktionärinnen für die Südtiroler Bäuerinnenorganisation aktiv. Die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund zählt zurzeit 64 Ortsgruppen und rund 450 Funktionärinnen und Funktionäre. Und im Südtiroler Bauernbund vertreten über 1.200 Freiwillige die Interessen der bäuerlichen Familien.
„All den vielen Freiwilligen, die sich in Südtirol ehrenamtlich für andere einsetzen und den Menschen eine Freude machen, möchten wir anlässlich des Tages des Ehrenamtes von Herzen danken. Unser Dank gilt aber auch jenen, die die Vereine unterstützen, Private genauso wie die Politik“, so die Vorsitzenden der bäuerlichen Organisationen unisono.
Damit das Ehrenamt gerade in Zeiten, wo der Trend immer mehr in Richtung Individualisierung geht, weiter wachsen kann, müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden. „Durch die Reform des Dritten Sektors wird das Ehrenamt leider immer bürokratischer“, beklagt Landesbäuerin Antonia Egger. Über eines sind sich die vier bäuerlichen Organisationen ebenfalls einig: Die kleinen Vereine in Südtirol, in denen sich ehrenamtliche Mitglieder in ihrer Freizeit auch um alle bürokratischen Angelegenheiten kümmern sollen, müssen mehr unterstützt werden. Derzeit sei es leider so, dass etwa die Organisation von Festen und Veranstaltungen immer aufwändiger wird. „Die bäuerlichen Vereine leisten einen wichtigen Beitrag für die Dorfgemeinschaft, sie pflegen Traditionen und Bräuche in den Südtiroler Dörfern, wirken im Dorf bei jedem Fest mit; dies muss auch in Zukunft noch möglich sein“, so SBJ-Landesobmann Raffael Peer. Daher fordern die Spitzen der bäuerlichen Organisationen, dass das Gesetz 398/91 auch weiterhin für die bäuerlichen Organisationen gilt, denn diese wurden von der Eintragung in das neue Register für ehrenamtliche Organisationen im dritten Sektor „Runts“ ausgeschlossen.
Auch die Haftung und viele weitere rechtliche Fragen schrecken viele davor ab, ein Ehrenamt zu übernehmen. „Da ist die Politik gefordert, Vereine und deren Funktionäre zu entlasten“, so Raffael Peer.
Ein besonderes Anliegen hat die Seniorenvereinigung: „Gerade die zunehmende Bürokratisierung und die Digitalisierung des Ehrenamts bereiten älteren Menschen oft Schwierigkeiten. Zudem werden ihre Bedürfnisse bei Entscheidungen oft vergessen. Daher ist es wichtig, auch das Potential der Seniorinnen und Senioren, v. a. der jüngeren, zukünftig noch viel stärker zu nutzen“, unterstreicht Theresia Agreiter Larcher. Gleiches gilt übrigens auch für junge Menschen, die noch viel stärker an das Ehrenamt herangeführt werden sollen. Der SBB hat daher zusammen mit den bäuerlichen Organisationen das LINSA-Projekt ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, junge und weibliche Nachwuchskräfte für Führungspositionen in Vereinen und Organisationen zu motivieren.